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Zur Krönung in London: Das ist der Kärnten-Bezug von Charles III.

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Historiker Peter Wiesflecker vom Geschichtsverein für Kärnten berichtet über Flitterwochen von Großonkel Edward auf Wasserleonburg in Nötsch im Gailtal und über entfernten Vorfahren Ernst den Eisernen, Herzog von Kärnten.

Charles III. wird am 6. Mai in London zum König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland gekrönt. Kaum bekannt ist, dass die Ahnenreihe des neuen Königs bis nach Kärnten reicht. „Unter seinen entfernten Vorfahren ist der Habsburger Ernst der Eiserne (1377–1424). Er war am 18. März 1414 der letzte Kärntner Herzog, der sich der Einsetzungszeremonie am Fürstenstein unterzog“, weiß der Historiker Peter Wiesflecker vom Geschichtsverein für Kärnten. Ein Vorgänger von Charles III., sein Großonkel Edward VIII., verbrachte 1937 in Kärnten seine Flitterwochen. Auf Schloss Wasserleonburg in Nötsch im Gailtal gefiel es ihm und seiner amerikanischen Ehefrau Wallis Simpson ausgesprochen gut. „Edward war da aber schon nicht mehr König, er hatte am 10. Dezember 1936 abgedankt. Sein Wunsch, die zweimal geschiedene Amerikanerin zu heiraten, hatte nämlich eine schwere Staatskrise ausgelöst“, so Wiesflecker.

Edward und Wallis heirateten am 3. Juni 1937 am französischen Schloss Candé. Auf dem Thron war ihm sein Bruder Albert (1895–1952) nachgefolgt, der sich als König Georg VI. nannte. Dessen Tochter Elizabeth, die Mutter von Charles III., wurde dadurch zur Thronfolgerin und schließlich im Februar 1952 Königin. „Schloss Wasserleonburg wurde für die Flitterwochen von Edward und Wallis extra adaptiert. Es gehörte damals Paul Graf Münster-Derneburg, Nachkomme eines deutschen Spitzendiplomaten am britischen Hof und durch seine Mutter Enkel eines britischen Hochadeligen“, erzählt Wiesflecker. In Nötsch besucht wurde das berühmte Paar von einem weiteren Ex-König: Alfons XIII. von Spanien schaute bei seinem britischen Cousin vorbei. „Alfons hatte Kärnten schon einige Jahre zuvor für sich entdeckt und war Teil einer internationalen Gesellschaft, die alljährlich Zeit am Wörthersee verbrachte. Es waren aber nicht nur gute Erinnerungen, 1934 verstarb sein jüngster Sohn Gonzalo an den Folgen eines Autounfalls nahe Krumpendorf“, so der Historiker als Beiratsmitglied im Geschichtsverein.

© Kärntner Landesarchiv
Ansichtskarte von Schloss Wasserleonburg in Nötsch aus 1937. Hier flitterten der ehemalige König Edward VIII. und Wallis Simpson © Kärntner Landesarchiv

Wallis, die nun Herzogin von Windsor war, beschrieb Wasserleonburg in ihren Memoiren so: „Vor uns lag ein faszinierendes Haus – nicht ein Schloss im britischen Sinn, sondern ein wunderbares Landhaus in österreichischem Stil, mit einem großen steingepflasterten Hof, einen Tennisplatz und einem Schwimmbassin. Ringsum waren die wunderbaren Gipfel der österreichischen Alpen.“ Ihr Mann ging gerne auf die Jagd nach Gämsen und frönte seiner Leidenschaft für Bewegung. Wiesflecker hat dazu eine sehr romantische Stelle in Wallis‘ Memoiren gefunden: Wenn der ehemalige König den Dobratsch erkletterte, schickte er „mir vom Gipfel mit einem Spiegel Signale, während ich auf der Terrasse meinen Lunch einnahm“. Edward und Wallis ließen später nochmal die Alarmglocken in London schrillen, so Wiesflecker. Bei ihrem Besuch im nationalsozialistischen Deutschland im Oktober 1937, bei dem sie von Adolf Hitler empfangen wurden, ließen sie Distanz gegenüber dem Regime vermissen. „Um Edward während des Krieges aus Europa zu entfernen, folgte ein kurzes Zwischenspiel als Gouverneur der Bahamas. Nach Kriegsende ließ sich das Paar in Frankreich nieder“, sagt Wiesflecker. Dort starb Edward 1972 und Wallis 1986.

© Steiermärkisches Landesarchiv
Ernst der Eiserne, ab 1414 Herzog von Kärnten, ist ein entfernter Vorfahre von König Charles III. © Steiermärkisches Landesarchiv (StLA)

Und wie ist das mit Charles III. und dem Kärntner Herzog Ernst dem Eisernen? – Ernsts Tochter Margarethe (1416–1486) war die Gemahlin des sächsischen Kurfürsten Friedrich (1412–1464) aus dem Haus Sachsen (Wettin). Ihre Söhne Ernst und Albrecht teilten später Land und Herrschaft. Eine der zahlreichen Linien der Wettiner, die auf Margarethes Sohn Ernst zurückgehen, ist das Haus Sachsen-Coburg-Gotha. 1840 wurde Albert von Sachsen-Coburg (1819–1861) der Gemahl der britischen Königin Victoria (1819–1901). Deren lange Regierungszeit von 1837 bis 1901 wurde nur von ihrer Ururenkelin Elizabeth II. (1926–2022) übertroffen, die über 70 Jahre lang herrschte. „Queen Elizabeth II., Charles‘ Mutter, war die letzte Coburgerin am englischen Thron, wenngleich das Königshaus bereits 1917 seinen deutschen Namen ablegt hatte und zum Haus Windsor geworden war“, so Wiesflecker.

Informationen zum Geschichtsverein unter: https://geschichtsverein.ktn.gv.at/

Redaktion: Markus Böhm, Pressereferent und Mitglied im Beirat des Geschichtsvereines

© Steiermärkisches Landesarchiv
Grabmal von Ernst dem Eisernen im steirischen Stift Rein © Steiermärkisches Landesarchiv (StLA)

Rückfragen: Geschichtsverein für Kärnten
E-Mail: geschichtsverein@landesmuseum.ktn.gv.at
Tel.: 0463 536 – 30573

© Geschichtsverein für Kärnten
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